Die Technologien seien noch nicht ausgereift. Es fehle an Standardisierung von Metaverse-Anwendungen. Der Nutzen wäre noch nicht erkennbar. Es gäbe noch keine sinnvollen praktischen Anwendungen. Solche Argumente nutzen deutsche Firmen, wenn es um das Metaverse geht. Deutschland zögert mit Investitionen, strategischen Planungen und praktischen Projekten. Die virtuelle Transformation kommt nur langsam voran. Das sind die Schlussfolgerungen einer repräsentativen Befragung von 604 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Daraus geht hervor, dass fast die Hälfte aller Unternehmen (48 Prozent) derzeit keine Investitionen in Metaverse Lösungen plant. Immerhin kündigten 41 Prozent der Firmen an, dass sie 2024 oder in den nächsten fünf Jahren in diesen Bereich aktiv wollen werden.
Nur wenige Unternehmen sind ausreichend über das Metaverse informiert
Aktuell wird das Thema Metaverse oft noch für einen kurzfristigen Hype gehalten. Ein Fünftel der Unternehmen in Deutschland sieht im Thema Metaverse sogar ein Risiko, das die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eher bedroht als stärkt.
Der Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder schließt aus seiner Untersuchung: „Damit das Metaverse ein Erfolg wird, braucht es dringend Standards und Interoperabilität. Die wenigsten Unternehmen werden Zeit und Geld in die Hand nehmen, um bei einer Metaverse-Lösung dabei zu sein, wenn sie Gefahr laufen, auf das falsche Pferd zu setzen“.
Daher ist es keine Überraschung, dass deutsche Unternehmen weltweit noch lange nicht führend im Thema Metaverse sind. Es Fehlt an Knowhow, Erfahrungen und Fachpersonal. Hinzu kommen Fragen rund um den Datenschutz und rechtliche Unsicherheiten sowie das Fehlen von Early Adoptern im deutschen Raum.
International liegt Deutschland weit hinten
Andere Länder wie China, Süd-Korea, die USA oder sogar die Niederlande sind bei der Entwicklung und Nutzung des Metaverse viel weiter. Viele internationale Firmen und Global Player wie Louis Vuitton, L’Oréal und McDonald’s arbeiten bereits aktiv an Konzepten und Lösungen für virtuelle Welten. Süd-Korea zum Beispiel investiert rund 177 Millionen US-Dollar in Metaverse Start-ups und plant, in diesem Sektor zahlreiche Jobs zu schaffen.
Prof. Dr. Philipp A. Rauschnabel forscht zum Thema Metaverse an der Universität der Bundeswehr München. Er ist sich sicher, dass das Thema in naher Zukunft auch für Deutschland immer relevanter wird. Rauschnabel prognostiziert eine Entwicklung wie beim schnellen Aufschwung des Social-Media-Marketings Anfang der 2010er-Jahre. Wie damals werden Unternehmen, die jetzt zögern, den Start verpassen.
Auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder zufolge solle die deutsche Wirtschaft aufpassen, einen technologischen Megatrend nicht zu verschlafen, da gerade die Anfangsphase einen besonders großen Gestaltungsspielraum biete.